sonnen (everytime the sun goes down, i'm in trouble)
video installation, 6 HD videos, 4 - 5 min, loop
diploma project, HGB Gallery, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 2022




Eine Person wird gefilmt, während sie von der Sonne geblendet wird. Die Sonne fungiert als Gegenspielerin, sie kann wärmen, blenden, beleuchten, verbrennen; sie schreibt sich in das, auf das sie trifft ein, hinterlässt Spuren. Sie ist, nicht zuletzt, existenziell, sie gibt Licht, Leben. Sie ist fundamental mit der Fotografie verbunden. Sie verändert den Gesichtsausdruck der Person und steht sinnbildlich für eine Begegnung mit der Welt, für eine Störung, etwas, auf das es zu reagieren gilt. Der*die Betrachter*in nimmt die Position der Sonne ein. Durch die Dauer der Aufnahme und den permanenten Blick der gefilmten, von der Sonne geblendeten, Person wird der*die Betrachter*in immer wieder auf sich selbst zurückgeworfen. Wie lange kann ein Blick ausgehalten werden? Wer schaut wen an? Welche Art von Dialog entwickelt sich zwischen der filmenden und der gefilmten Person, zwischen der gefilmten Person und dem*der Betrachter*in? Welche Machtstrukturen entstehen durch den Blick, das Schauen, das Zurückschauen?

Und: Was ist überhaupt ein Portrait? - Die Person, die in dem Video zu sehen ist, wurde über einen Zeitraum von 1,5 Jahren immer wieder gefilmt. Dadurch sehen wir, wie die Zeit vergeht, wir suchen nach Details, kleinen Unterschieden; gleichzeitig stellt sich die Frage, inwieweit es möglich ist, sich der gefilmten Person tatsächlich zu nähern, etwas über sie zu erfahren oder sie zu erfassen.